Willigis Jäger und R. Sriram


Willigis Jäger
Willigis Jäger (Foto:B. Gaus)

Vorwort von Willigis Jäger zum Buch

"Vollende was Du bist - der integrale Weg" von Helga Simon-Wagenbach:

 

"Die zeitgenössische  Wissenschaft verspricht dem Menschen ein immer längeres Leben. Sie hofft, die Krankheiten auszumerzen, die für uns heute noch lebensbedrohlich sind. Was trotzdem bleibt, ist die Frage nach dem Sinn unseres Daseins in diesem zeitlosen Universum, selbst wenn unser Leben einige Hunderte von Jahren dauern sollte. Fast vierzehn Milliarden Jahre kam dieses Universum ohne den Menschen aus und wird eines Tages wieder ohne ihn auskommen.

 

Warum existieren wir einen Wimpernschlag lang in diesem zeitlosen Geschehen? Die Religionen versuchen Antwort zu geben. Sie möchten das Unfassbare für den menschlichen Verstand fassbar machen und ihm eine Deutung geben. Als Sinnstifterin schützt sie so den Menschen und die Spezies vor dem Untergang. Der Mensch wäre ihm aus Mangel an Sinn wohl anheim gefallen. Doch auch Religionen müssen sich, entsprechend der Gesamtentwicklung des Menschen, wandeln, um glaubwürdige Antworten auf die Fragen des heutigen Menschen geben zu können.

 

Und noch etwas brachte unser menschliches Selbstverständnis ins Wanken: Die Frage nach der Bedeutung unseres Ichs. Das Ich, das uns stets als die Mitte unseres Menschseins galt, ist fragwürdig geworden. Die Neurobiologie bestätigt, was die Mystik und die östlichen Religionen schon längst wissen: Es gibt kein permanentes, eigenständiges Ich. Unser Ich ist nur ein Instrument, auf dem ein weit größeres Bewusstsein spielt. Wir entdecken, dass unser Ich-Bewusstsein nur eine Oberfläche ist, hinter oder unter der keine Permanenz zu finden ist. Wir können die Welt nur mit den Modellen wahrnehmen, die unser Gehirn kreiert. Diese Modelle werden von Erregungsmustern der Neuronenverbände hervorgebracht. Versagen diese Neuronenverbände aber ihren Dienst, verschwindet auch das Ich und die uns bekannte Welt. Und so taucht wieder die Frage auf: Wer bin ich eigentlich, und was sollen die paar Jahrzehnte auf diesem Planeten?

Die Weisheitswege des Ostens und Westens sagen uns, dass unser wahres Wesen hinter diesen Abläufen zu finden ist. Sie führen uns in eine „Wirklichkeit, die vor Himmel und Erde steht.“ (Zen). „Bevor Abraham ward, bin ich“, sagt Jesus, der hier gleichsam für jeden Menschen spricht. „Tat Tvam Asi – Das bist du“. Das Absolute ist mit dir wesens-eins. (Vedanta)

Uns für dieses Urwissen aufzuschließen, darin liegt der Sinn des Buches von Helga Simon-Wagenbach. Sie versucht, uns auf eine neue Erkenntnisebene zu führen, die wohl die nächste Stufe unserer Spezies sein wird, vielleicht sogar sein muss, wenn wir überleben wollen.

Damit versucht das Buch von Helga Simon-Wagenbach auch, eine Antwort auf die Urfragen des Menschen zu finden: „Wer bin ich? Warum bin ich da? Wohin gehe ich?“ Sie schreibt: „Dieses vollkommene Da-Sein ist zeitlos, weil es nicht aus der Abhängigkeit zwischen Vergangenheit und Zukunft erklärt werden kann. Damit liegt es jenseits der linear verlaufenden Zeit. Deshalb gibt es im Augenblick der tiefen Jetzt-Erfahrung keine Frage nach dem Warum. Das Denken, aus dem die Fragen, die Erklärungen und die zweckorientierten Folgehandlungen kommen, ist überschritten worden.“

Unser wahres Wesen ist nicht an Raum und Zeit gebunden. Es offenbart sich zu dieser Zeit, an diesem Ort, als diese Struktur unseres Menschseins. Hier und jetzt sind wir eine Manifestation dieses Hintergründigen, das wir Gott, das Absolute und Leerheit nennen. Darin liegt unsere einmalige und einzigartige Bedeutung. „Wenn ich nicht wäre, wäre Gott nicht“, sagt Eckhart. Nichts kann herausfallen aus diesem evolutionären „Geschehen Gott“. Hier und jetzt vollzieht sich diese Wirklichkeit als unser Menschsein, in dieser Form, zu dieser Zeit, an diesem Ort. Das ist der einzige Grund und die wahre Bedeutung unseres Hierseins. Unser Leben wird so zum Ritual, in dem sich diese „Wirklichkeit Gott“ selber zelebriert. Um es mit einem Zenwort auszudrücken: „Leerheit ist Form und Form ist Leerheit.“

Helga Simon-Wagenbach geht seit vielen Jahren den Weg des Yoga. Viele Menschen führte sie in diesen Weg ein und gibt ihnen Begleitung. Unter meiner Führung folgte sie lange dem Weg des Zen. Sie erhielt von mir eine Beauftragung als Zen-Lehrerin und für Kurse in „Integraler Spiritualität“. Ihr Buch wird vielen ihrer Schülerinnen und Schülern und vielen Suchenden Wegweisung und Begleitung sein."   Willigis Jäger

 


R. Sriram
R. Sriram

Vorwort von R. Sriram 

zum Buch "Klarer Geist - weites Herz" von Helga Simon-Wagenbach

 "Yoga lässt sich nicht erlernen in einem Schnellverfahren. Die Erfahrungen, die der Yoga verspricht, ergeben sich allmählich in einem langsamen Reifeprozess. In Helga Simon-Wagenbach haben wir eine Autorin und Yogakundige, die den Weg lang, unablässig und hingebungsvoll beschreitet und dabei tiefe Fragen stellt. Auch dient sie auf verschiedene Weise dem Thema „Yoga“ durch ihr persönliches Leben. Als sie vor 20 Jahre zu mir mit dem Wunsch kam, ihr Wissen bei mir weiter zu vertiefen, hatte sie schon etwa 20 Jahre Yogaerfahrung hinter sich.

 

Ich hatte großen Respekt vor ihrer Bereitschaft meine Schülerin zu werden, auch wenn sie um einiges älter war als ich und offensichtlich mehr Jahre mit regelmäßigem Üben des Yoga verbracht hatte als ich. Ich sah darin ihren großen Respekt für und ihr tiefes Interesse am Yoga. Und dies erinnert mich an die Bhagavadgita, die den Weg zu tiefem Wissen über ein Thema lehrt: sich dem Thema hingeben, Fragen dazu stellen und dem Thema dienen.

 

Dass es bei Yoga um viel mehr als bloße Körperübungen geht, ist ein oft wiederholter und viel gehörter Gedanke. Aber worin liegen denn wirklich der Unterschied und das ganze Spektrum des Yogawissens und wie übt man sich in diesen weitreichenderen Aspekten des Yoga? Darüber hört man wirklich wenig. Die drei Standbeine des Yoga sind Asana, Pranayama und Dhyanam – Körperübungen, Atemtechniken und Meditationspraktiken, alle eingebettet in einen spirituellen und geistigen Rahmen. Das vorliegende Buch enthält ein kluges und umfangreiches Wissen über die größeren Dimensionen des Yoga, bleibt aber vollkommen im Bereich der praktischen Übungen.

 

Ein Buch wie dieses ist wichtig in einer Zeit, in der die Popularität des Yoga immens gestiegen und die Entfernung von seinen Wurzeln gleichermaßen gewachsen ist. Die Autorin hat langjährige Erfahrungen in allen Aspekten des Yoga − als Übende und als eine hochgeschätzte, bekannte Yogameisterin. Ich wünsche ihrem Buch viele Leser. Sie vermittelt darin Weisheiten und Erfahrungen, die alle Yogaübenden beglücken und bereichern werden, die mehr suchen als nur ein paar einfache Übungsanleitungen zum Abschalten."

 

Dezember 2012                 R. Sriram